Ihr Baby in einer geeigneten Tragehilfe zu tragen, ganz nah an Ihrem Körper, während Sie Ihren täglichen Aufgaben nachgehen, ist eine unglaubliche Unterstützung! Wunderbare Dinge passieren, wenn wir unser Baby tragen! Es schreit weniger, ist ruhiger und zufriedener, schläft friedlicher und entwickelt sich einfach physisch und psychisch besser. Und das Tragen kommt auch den Eltern zugute! Es fördert das Bonding, ist praktisch, erleichtert das Stillen, hilft wieder in den Alltag zurückzufinden. Sie spüren Ihr Baby dabei hautnah, wissen dass es ihm gut geht, können es genießen und dabei Ihre Aufgaben erledigen. Ein getragenes Baby fühlt sich geliebt, geborgen und angenommen. Warum? Babys sind Traglinge, das Tragen erfüllt Grundbedürfnisse. Alleine ist Ihr Baby völlig hilflos. Die Erfüllung von Grundbedürfnissen hat nichts mit Verwöhnen zu tun! Überall strecken Kinder ihre Arme nach den Eltern, „Trag mich, gib mir Halt, Nähe und Sicherheit“. Hören Sie auf Ihr Gefühl, hören Sie auf Ihre innere Stimme!
Wie tragen?
Beim Tragen gibt es drei Punkte zu beachten:
1. Vor allem in den ersten Monaten ist die natürliche Anhock-Spreiz-Haltung
sehr wichtig für eine gesunde Hüftentwicklung!
2. Solange sich Ihr Baby nicht selber aufrecht halten kann, muss der Rücken gut
gestützt werden, es darf nicht zusammensacken.
3. Solange Ihr Baby keine Kopfkontrolle hat, muss der Nacken/Kopf gestützt
werden,
Was bedeutet Anhock-Spreiz-Haltung?
Die Beinchen sind dabei (nur) mäßig gespreizt und deutlich angehockt. Hüft- und
Kniegelenke sind gebeugt. Die Knie sind mind. In gleicher Höhe wie der Po,
ideal noch höher, etwa in Bauchnabelhöhe. Das Becken ist so „gekippt“, dass
sich der Rücken runden kann – und nicht im Hohlkreuz ist. Dies ist die ganz
natürliche Haltung, die Säuglinge von sich aus einnehmen, wenn sie hochgenommen
werden. So ist es physiologisch und förderlich für eine gesunde
Hüftentwicklung.
Beim Tragen in Anhockhaltung werden zudem (nach Dr. Eckhart
Bonnet) viele Akkupressurpunkte des Babys stimuliert. Es wirkt sich positiv auf
den Gleichgewichtssinn, auf die Muskulatur, Durchblutung, Lymphabfluss,
Darmtätigkeit, auf die Wahrnehmung sowie auf Psyche und Vertrauen aus.
Der Körper des Kindes nimmt bei richtiger Trageweise automatisch eine
natürliche, entwicklungsfördernde Haltung ein
Beobachten Sie Ihr Kind und seine Entwicklung aufmerksam.
Jedes Kind ist einzigartig und sehr individuell. Niemand kennt Ihr Kind so gut
wie Sie, daher können genau Sie seine Bedürfnisse optimal einschätzen und
erfüllen! Tun Sie das, was Sie tun mit Überzeugung – Ihr Kind wird Ihre
Authentizität spüren und sich immer
sicher und geborgen fühlen. Dies ist viel wichtiger, als immer alles 100%
„richtig“ zu machen! Tipps von Freunden und erfahrenen Eltern können hilfreich
sein, aber lassen Sie sich nicht von den zig (sich oft widersprechenden!)
ungefragt erhaltenen Rat“schlägen“ erschlagen. Sie werden Ihren eigenen Weg für
Ihre Familie finden.
Im Schatzkästchen „Mutterinstinkt“, das sich in einem
zauberhaften Moment nach der Geburt öffnet – bitte bewahren Sie sich etwas von
der mütterlichen Weisheit dieses Augenblicks und haben Sie Selbstvertrauen! -
steckt auch das Wissen, dass winzig kleine Menschen, die erst wenige Wochen
oder Monate alt sind, die Nähe eines anderen Menschen brauchen – 24 Stunden
lang! Bis auf den Tast- und Geruchs- bzw. Geschmackssinn, sind die Sinne noch
nicht voll ausgereift. Informationen, wie „Mäuschen, Mama ist direkt nebenan!“
kann ein Baby weder verarbeiten noch verstehen. Es muss fühlen und spüren, dass
jemand da ist;
Auch die Mutter (und der Vater) brauchen die Nähe
ihres Kindes. Bonding ist der moderne Begriff. Dies ist ein wechselseitiges
Erleben tiefer Verbundenheit. Intuitiv wissen wir, dass unser Kind auf unsere
Nähe angewiesen ist
Wird ein Baby vom Beginn seines Lebens an getragen, darf es neben Liebe,
Geborgenheit und Sicherheit, auch zahlreiche andere Erfahrungen sammeln. Sehen
und Hören werden durch die überblickende Trageposition positiv beeinflusst,
umhüllt vom Geruch des Tragenden (auf Parfum möglichst verzichten!) lernt der
Säugling sich und seinen Körper an die Bewegungen anzupassen – Körperempfinden
und Gleichgewichtssinn werden geschult.
Hände frei für Hausarbeit. Das ist der Vorteil des Tragens, der überall
gerne und an vorderster Stelle zu finden ist. Viel wichtiger ist jedoch: Wer
sein Kind trägt, lernt schnell die verschiedensten Signale und Laute zu deuten:
Hunger, große und kleine Ausscheidungen, Liebesbedürfnis, Kommunikationswunsch,
die verschiedenen Anzeichen für Müdigkeit oder den Wunsch nach Ruhe und Geborgenheit.
Selbst Verdauungsprobleme und Blähungen können durch das Tragen verbessert bzw.
vermieden werden.
Nicht wenige Babys schreien viel, und das kann durchaus eine Gefahr für die
Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung darstellen, etwa wenn sich die Eltern
abgelehnt fühlen, und an ihrer Kompetenz zweifeln, oder wenn das unermüdliche
Schreien die Eltern gar unter immensen Stress bringt. Schreien kann
verschiedene Ursachen haben. Babys schreien aus Schmerzen, aufgrund unangemessene
Behandlung, auch bei Belastung/Depression der Eltern (als „stellvertretender
Hilferuf“),oder aufgrund eigener unverarbeiteter traumatischer Erfahrungen.
Frau Elisabeth Kurth hat für Kinder die wegen des momentanen Zustand im Hier
und Jetzt protestieren, schimpfen, den Begriff „Schimpfkind“ geprägt. Sie
wollen keine Schmerzen haben, wollen dem Alter nach angemessen behandelt
werden, wollen, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden und sie wollen dass es
ihren Eltern möglichst gut geht. Liegt die Ursache jedoch in der psychischen
Ebene des Kindes, können die Eltern noch so gut sein, sich alle Mühe geben –
dieses Kind schreit trotzdem. Oft liegt auch eine Mischung von Gründen vor,
dann ist überall etwas zu tun. (Schimpfgründe können z.B. sein: Alleinsein, Trennungsangst,
Hunger, Durst, volle Windel, Überwärmung, Kälte)
Medizinische Gründe (ärztlich abzuklären!) sind z.B. Krankheit, Schmerzen,
KISS – bei richtiger Behandlung bedarf
es bei KiSS im Säuglingsalter meist nur einer einzigen Behandlung, später
könnten 2-3 Behandlungen im Abstand von 6-12 Wochen nötig sein. Webtipp: www.kiss-info.de, Buchtipp: „KiSS KIDDS
vom Spezialisten in diesem Gebiet, Dr. med. Robby Sacher (KISS-Kinder können - behandelt
und unbehandelt - getragen werden!)
Kinder brauchen unbedingt verlässliche elterliche Nähe, je kleiner sie
sich, desto mehr wünschen sie sich feinfühlige Behandlung und die prompte
Stillung ihrer Bedürfnisse. Wenn sie dies nicht haben, schreien die meisten.
Ein Baby kann man im ersten Lebensjahr mit Liebe und Nähe nicht verwöhnen, im
Gegenteil, wenn seine Grundbedürfnisse sofort und angemessen erfüllt werden, kann
es sich zu einem lebensbejahenden,
selbstständigen und intelligenten Kind mit hoher sozialer Kompetenz entwickeln.
Tag und Nacht für die Bedürfnisse eines Menschen zu sorgen ist nicht
einfach und kann an emotionale und körperliche Grenzen führen.
Während der Säugling schläft, selbst zu schlafen und sich klar zu machen,
dass niemand perfekt ist, hilft die Situation zu entschärfen. Und in den
Wachphasen, in denen Babies ihre neue und aufregende Umgebung entdecken wollen?
Umhüllt von einem weichen Stück Stoff, dicht an der warmen Haut von Mama oder
Papa (später auch von Oma, Opa, Onkel, Tante, Bruder, Schwester...) und überall
mit dabei – das heißt, ein Kind ins Leben zu tragen.
Wer sein Kind trägt, verwöhnt es also nicht, sondern tut, was für den Erhalt
und die gesunde Entwicklung des Nachwuchses von der Natur vorgesehen wurde:
Bestmögliche Rundum-Versorgung, Schutz vor Gefahren und den Widrigkeiten des
Lebens – dies bildet die Grundlage für tiefes Vertrauen und gegenseitigen
Respekt.
Kinder reagieren besonders sensibel auf Stress in ihrem Umfeld. Bei
Depressionen und psychischer Belastung der Eltern ist es ganz wichtig, dass
diese sich möglichst schnell behandeln lassen und Stress abbauen, und in diesem
Fall ggf. erst danach, wenn sie selbst weniger belastet sind, ihr Baby tragen.
Tipp zum Stressabbau: Nehmen Sie sich bewusst jeden Tag Zeit (15 Min. in
denen Sie nicht gestört werden, am besten wenn Ihr Kind schläft) und
„beobachten“ Sie Ihren Atem. Setzen oder legen Sie sich bequem hin und amten Sie durch die Nase tief
bis in den Bauch ein und langsam und vollständig (auch durch die Nase) wieder
aus. Schicken Sie gedanklich beim Einatmen frischen Sauerstoff in alle
Körperregionen und atmen Sie alles
Verbrauchte aus.
Bei Schreikindern, die scheinbar grundlos schreien und
alle liebevollste Bemühungen ins Leere geht, geht es nicht darum, dass etwas an
der momentanen Situation nicht passt, sondern es kann ein traumatisches
Erlebnis des Kindes dahinterstehen. Aus der Schwangerschaft, von der Geburt,
oder auch aus der Zeit danach. Mit ca. 2-3 Monaten haben Babys einen
Reifesprung und können dann mit allem besser umgehen. Daher verlieren viele als
traumatisch erlebte Ereignisse ganz von selbst in dieser Zeit ihren Schrecken. Tragen
ist bei Schreikindern immer eine große Hilfe und wichtig! Ihr Baby braucht Ihre
Nähe! Anstatt zu sagen „bitte mein liebes Kind, hör doch endlich auf zu
schreien, ich tu doch alles für dich“, sollten Sie das Weinen als
Stressabbaumethode und als Informationsquelle betrachten und versuchen, Ihrem
Baby zuhören. Wie fühlt es sich wohl, wenn es so weint, wie würden Sie sich
fühlen wenn Sie so weinen müssten? Was könnte es erlebt haben, was es
„loswerden“ will? Hat es z.B. die Geburt als beängstigend empfunden? …. – hören
Sie ihrem Baby ganz bewusst beim Schreien zu und haben Sie dabei unbedingt Körperkontakt.
Versuchen Sie zu verstehen, was Ihr Baby loswerden will und nicht anders als
durch Schreien ausdrücken kann. Lassen Sie es „ausweinen“, bis es alles „gesagt“
hat. Wichtig ist dabei der Körperkontakt! Es kann sein, dass ein einziges mal richtig zuhören schon genügt, und Ihr Baby fühlt
sich verstanden und kann dann mit dem Erlebten umgehen.