Mein Baby mag nicht getragen werden :-(
Zuerst - häufig
gefällt es Babys nicht auf Anhieb in einer Tragehilfe! Und in 99% der Fälle
liegt es daran, dass die Eltern - selber verunsichert, ungeübt, unerfahren, das
Baby in die Tragehilfe setzen und dann mehr oder weniger das Baby beobachten,
was es wohl dazu sagt, davon hält.
Das Baby spürt jedoch die Unsicherheit der Eltern und
fühlt sich dementsprechend nicht wohl! Es fängt an zu weinen und wird schnell
wieder aus der Tragehilfe herausgenommen. Und damit wird ihm bestätigt, dass
das nichts ist.... beim nächsten Versuch dasselbe, und beim dritten Versuch
weint das Kind vielleicht schon, wenn es die Trage nur sieht.
Wie macht
man es besser? Machen Sie sich zuerst mit der Tragehilfe vertraut. Probieren Sie
sie aus ohne Baby, mit Puppe oder irgendetwas bis sie wirklich vertraut damit
sind. Sicher haben Sie sich auch informiert oder wissen instinktiv wie gut das
Tragen ist und es gibt hier keinen Zweifel.
Dann erst setzen
sie das Baby ruhig und
sicher in die Trage, sagen Sie dem Baby dabei wie toll es ist, es darf jetzt in
die Trage und kann so ganz praktisch und bequem immer ganz nah dabei sein.
Sobald das Baby in der Trage ist geht’s los! Nicht das Baby beobachten, was es
wohl davon hält. SIE wissen doch dass es gut ist - und müssen es nur dem Baby
noch zeigen, sollte es noch skeptisch sein... Wichtig ist, das Baby in der Trage zu
beruhigen, mit ihm sprechen, sich bewegen, umhergehen, den Schnuller geben,
wenn es auch sonst einen zur Beruhigung bekommt - wie auch immer sie das Baby
sonst beruhigen. Meist dauert es nicht lange bis sich das Baby beruhigt hat,
bis es entspannt und dann oft auch schnell einschläft.
Nach eigener
Erfahrung weinen Babys oft am "schlimmsten", wenn sie ganz müde sind
- und schlafen dann oft ganz schnell ein. (Damit meine ich keinesfalls ein Baby
in den Schlaf schreien lassen, davon rate ich in jedem Fall ab!) Bei meinen
Kindern, z.B. bei meiner jüngsten Tochter, war es so, dass sie in einem
bestimmten Alter manchmal sehr geweint hat - ob in der Trage oder vorher - und
dann ganz plötzlich, nach kurzer Zeit (als gerade Gedanken kamen "was hat
sie denn, was ist bloß los, die lässt sich ja gar nicht beruhigen...) ist sie -
getragen - selig eingeschlafen...ganz nah bei mir. Zufrieden. Und ich habe es
genossen, das wieder zufriedene Baby ganz nahe zu spüren.
Dann gibt es aber
auch Babys mit z.B. KISS, denen die ansonsten absolut empfehlenswerte
Anhock-Spreiz-Haltung unangenehm ist. Diese fühlen sich wohl, wenn sie sich
"überstrecken" können. Hier wäre (vorübergehend) z.B. ein Tragetuch
mit einfacher Kreuztrage geeignet. Das ansonsten aufgrund nicht optimaler
Haltung gerade nicht optimal ist...
Dann kommt es vor,
dass die Beinchen zu
weit gespreizt werden, was den Babys unangenehm ist oder
gar weh tut! Die Beinchen brauchen gar nicht breit gespreizt werden! Wichtig
ist das Anhocken. Die Knie können oder sollen nach dem Einhocken ruhig nahe
zusammengeschoben werden, so wie es dem Baby angenehm ist. Wenn man das Baby in
die Trage setzt, bevor man es eingehockt hat, kann es sein, dass die Beinchen
kurzzeitig mehr gespreizt werden und das Baby fängt schon an zu weinen. Einfach
die Knie näher zusammenschieben so dass es in der natürlichen Haltung getragen
wird. In der Haltung
die das Baby einnimmt, wenn man es ohne Tragehilfe auf den Arm (an Brust/Bauch)
nimmt und trägt.
Möchten Sie eine andere Tragehilfe ausprobieren? Haben Sie das Gefühl, irgendetwas an der vorhandenen Trage mag ihr Baby nicht? Schreiben Sie mir gern und ich zeige Ihnen alternative Tragehilfen oder Anpassungen an der vorhandenen Trage. Ich kenne viele Tragehilfen und die Unterschiede, so finden wir vielleicht eine Babytrage, die besser für Sie und Ihr Baby passt. Schreiben Sie an info@tragemaus.de! Gerne auch mit Fotos von ihrem Baby in der aktuellen Tragehilfe.
Manchmal haben
Kinder auch Phasen in denen sie nicht gerne in einer Tragehilfe sind. Meine
hatten das auch! Und die wurden SEHR viel getragen, vor allem die
Kleinste... es kann sein, dass es gerade ein ungünstiger Tag ist, es kann
sein, dass es gerade eine ungünstige Phase ist... probieren Sie es in ein paar
Tagen wieder, oder in ein paar Wochen. Bei meiner Kleinsten hat es 2 oder 3
Wochen gedauert, in denen sie in keiner Tragehilfe (und keinem Tuch) sein
wollte. Sie wurde davor sehr gerne getragen - und danach auch wieder. Aber
in diesen 2-3 Wochen eben nicht. Vielleicht hatte sie da gerade einen
Wachstumsschub und irgendetwas hat nicht so gepasst - ich weiß es nicht, es ist
aber auch nicht wichtig für mich. Wir haben es vorher und nachher genossen, und
diese kurze Zeit halt ohne Tragehilfe. Wenn also alles nichts hilft, lassen Sie
es und probieren Sie es in ein paar Wochen wieder! Und manchmal - wenn auch
wirklich ausgesprochen selten - klappt es einfach gar nicht. Es kann sein, dass
die Mutter sich nicht 100%ig wohl fühlt, es kann sein, dass das Baby sich nicht
100%ig wohl fühlt. Machen Sie keine Ideologie daraus! Es geht auch ohne Tragen!
Es bringt gar nichts, wenn sich nicht BEIDE wohl dabei fühlen!
Es gibt eine Gruppe
von Kindern, für die die Möglichkeit Nein zu sagen bevor sie Ja sagen können
von ganz entscheidender Bedeutung ist, deren Neigung sich abzugrenzen schon von
Geburt an stärker ausgeprägt ist als bei anderen. Oft erscheinen diese Kinder
schon unmittelbar nach der Geburt "fertiger", die Muskulatur ist gut
definiert und motorisch sind sie gleichaltrigen überlegen. Sie sind weitgehend
"unempfänglich" für Nähe. Sie lehnen Körperkontakt ab, der nicht von
ihnen selber ausgeht und weichen zurück vor Verhalten das nicht vollkommen
authentisch und frei von pädagogischer Manipulation ist. Es "fehlt"
ihnen an nichts - sie unterscheiden sich nur eben von der Mehrzahl der Kinder,
die es liebt, mit ihren Eltern zu verschmelzen, und willig ihre eigenen Grenzen
aufgibt, um Wärme und Fürsorge zu erfahren. Es kann sein, dass so ein Kind das
eng am Körper getragen werden ablehnt. (Dies sind jedoch Einzelfälle) (Quelle
für diesen Absatz: Jesper Juul, "Nein aus Liebe - Klare Eltern - starke
Kinder")
Manche Eltern
fühlen sich nicht so wohl wenn das Baby so eng am Körper ist. Sie fühlen sich
vielleicht eingeengt, "beschwert", können die Nähe nicht wirklich
genießen, sondern empfinden es eher als störend oder unangenehm und möchten
sich nur "opfern" um dem Baby das bestmögliche zu bieten. Es kann
sein, dass sie nach ein wenig probieren aber doch eine Tragehilfe finden mit
der sie sich wohl fühlen und das Tragen genießen können. Vielleicht aber auch
nicht. Vielleicht aus physischen Gründen, vielleicht ist es einfach nicht
angenehm. Machen Sie sich keine Gedanken, es muss nicht sein!
Und es bringt keinem etwas, wenn Sie es nicht auch genießen können! '(Babys
haben ein sehr feines Gespür!) Es gib unzählige Möglichkeiten dem Baby Nähe,
Berührung, Geborgenheit, Liebe, Zärtlichkeit zu geben. Auch kann es ausreichend
sein für beide, wenn Sie ihr Baby nur wenige Minuten tragen. Das Tragen ist für
sehr vieles sehr hilfreich und macht es sehr einfach - aber auch ohne Tragen
muss Ihr Baby gar nichts vermissen! Und Tragen alleine macht noch lange keine glückliche
Babyzeit.... geschweige denn Kindheit.... es fängt ja alles erst an.... es gibt
soooooo viel zu erfahren! Für weiteres (in Sachen zeitgemäßer "Erziehung" lege ich
Ihnen die Bücher von
Jesper Juul ans Herz!)